Die Diptera gehören zu den umfangreichsten Insektenordnungen weltweit. Ihre mannigfaltigen Vertreter eint ein gemeinsames Merkmal, welches sie von allen anderen Insekten unterscheidet: an ihrer Brust ist nur ein Flügelpaar, die Vorderflügel, ausgebildet. Die Hinterflügel sind zu kleinen trommelschlägelförmigen Schwingkölbchen reduziert, welche als Sinnes- und Steuerungsorgane für immense Manövrierfähigkeit bei schnellem Flug sorgen. - In Deutschland sind bislang über 9500 Arten bekannt geworden, man geht jedoch insbesondere bei großen, aus winzigen Vertretern bestehenden Familien wie z. B. Buckelfliegen und Gallmücken von einer hohen Dunkelziffer aus. Traditionell werden die Zweiflügler in die beiden Gruppen Fliegen (Brachycera) und Mücken (Nematocera) untergliedert.

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Physocephala rufipes   Foto F. Hesse

Als natürliche Abstammungsgemeinschaft tragen die Brachycera den Rang einer monophyletischen Unterordnung. Ihr Name lässt sich mit "Kurzhorn"(-Fliegen) übersetzen und bezieht sich auf die kurzen Fühler, die meist nur dreigliedrig sind, wobei das dritte Glied eine dünne Fühlerborste trägt. Fliegen sind meist von gedrungener Gestalt, der Körper vieler Arten trägt kräftige Borsten.

Die ausgewachsenen Tiere (Imagines) nehmen mit leckend-saugenden, selten auch stechenden Rüsseln flüssige organische Nahrung auf. Viele Fliegen trifft man Nektar trinkend auf Blüten an, insbesondere die Schwebfliegen sind wichtige Bestäuber. Aber auch verwesende Tier- und Pflanzenreste, Dung, Küchenabfälle und vom Menschen zubereitete Speisen sind für Fliegen attraktiv. Sie machen sie mit ihren feinen Sinnesorganen (u. a. Geschmacksrezeptoren an der Unterseite der Füße) zielsicher aus. In manchen Verwandtschaftskreisen finden sich effiziente Jäger (z. B. Raubfliegen, Tanzfliegen), welche Schadinsekten dezimieren. Blutsauger sind relativ selten; bei den Bremsen stechen nur die Weibchen, während bei den parasitischen Lausfliegen sich beide Geschlechter vom Blut der Wirtstiere ernähren.

Die weichen, beinlosen Larven (Maden) haben ein völlig anderes Erscheinungsbild. Sie entwickeln sich aus dem Ei und durchlaufen mehrere, durch Häutungen getrennte Entwicklungsstadien, bevor sie sich verpuppen (vollständige Metamorphose). Man findet sie in den unterschiedlichsten Lebensräumen, überwiegend terrestrisch, seltener im Süßwasser. Viele ernähren sich von abgestorbener pflanzlicher und tierischer Substanz und sind wichtige Humusbildner. Andere, wie Minierfliegen und Halmfliegen, minieren in Blättern und Stängeln lebender Pflanzen. Räuberische Stilettfliegen-Larven erbeuten Larven und Puppen anderer Insekten und die Larven mancher Schwebfliegen sind erfolgreiche Blattlausjäger. Einige parasitische Larven leben auf der Haut von Wirbeltieren (Ektoparasiten), andere, wie die von Magen- und Hautdasseln, im Körper der Wirtstiere (Endoparasiten). Starker Befall kann den Wirt ernstlich schädigen. - Während Parasiten das Leben des Wirtstieres nicht bedrohen, führt ein Befall durch Parasitoide zum Absterben. So entwickeln sich Raupenfliegen-Larven in Larven oder Imagines vieler anderer Insektengruppen, verschiedene Vertreter können zur biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden.

Dr. Claudia Brückner

Literatur
Haupt, J., Haupt, H. (1998): Fliegen und Mücken. Beobachtung - Lebensweise. - Naturbuch-Verlag, Augsburg.
Morinière, J., Balke, M., Doczkal, D., Geiger, M. F., Hardulak, L. A., Haszprunar, G., Hausmann, A., Hendrich, L., Regalado, L., Rulik, B., Schmidt, S., Wägele, J.-W., Hebert, P. D. N. (2019): A DNA barcode library for 5,200 German flies and midges (Insecta: Diptera) and its implications for metabarcoding‐based biomonitoring. - Molecular Ecology Resources, 2019, 1-29.
Schumann, H. (1990): Ordnung Diptera - Zweiflügler. - In: Urania-Tierreich Band 3: Insekten: 484-586, Urania-Verlag, Leipzig, Jena, Berlin.
Schumann, H., Doczkal, D., Ziegler, J. (2011): Diptera - Zweiflügler. - In: Klausnitzer, B. (Hrsg.), Stresemann Exkursionsfauna von Deutschland, Band 2 Wirbellose: Insekten. 11. Aufl.: 832-932. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg.
Wiegmann, B. M., Yeates, D. K. (2017): Phylogeny of Diptera. - In: Kirk-Spriggs, A. H., Sinclair, B. J. (Hrsg.), Manual of Afrotropical Diptera. Vol. 1. Introductory chapters and keys to Diptera families. Suricata 4, 253–265. South African National Biodiversity Institute, Pretoria.